ISO Wert: ein Kreatives mittel oder unwichtige Zusatz Funktion? Wie du den ISO richtig nutzt und was es zu beachten gibt, werde ich dir hier erklären.
Vorallem am Anfang trauen sich viele nicht den ISO ihrer Kamera auf Manuell einzustellen. Aber keine Angst, sobald du verstehst wie du ihn benutzt, wirst du den ISO auch öfter manuell steuern.
Was bedeutet ISO eigentlich?
Stell dir vor, deine Kamera wäre dein Auge. Dann ist der Sensor dein Sehnerv.
Wenn du das Licht in einem dunklen Raum ausschaltest, dauert es meist ein paar Sekunden bis sich deine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt haben, genauso auch andersherum.
Dabei geschieht dieser Vorgang unterbewusst, du kannst es also nicht steuern. Dein Kamera kann das leider nicht.
Dafür hast du aber den ISO wert, mit ihm kannst du die Empfindlichkeit deines Sensors steuern.
Je höher du den ISO wert einstellst, umso höher wird die Empfindlichkeit deines Sensors.
Du kannst also den ISO benutzen, um bei weniger Licht noch zu fotografieren.
Dadurch hast du die Möglichkeit in einer Kirche, in der nicht geblitzt werden darf, trotzdem gut belichtete Bilder zu machen.
Gerade in Gebäuden sind die Lichtverhältnisse nicht optimal, und wenn du dann noch ohne Blitz fotografieren musst, wirst du schnell an deine grenzen kommen.
Damit du einen kleinen Überblick hast, welche ISO-Werte es gibt, werde ich sie dir unten einmal auflisten.
50 100 200 400 800 1600 3200 6400 12800 25600 51200 102400 usw.
Wie du siehst, kommt es immer zu einer Verdopplung des Wertes. Genau das ist auch was passiert, wenn du einen schritt erhöhst.
Du verdoppelst die Lichtempfindlichkeit deiner Kamera. Die Fetten Zahlen sind die am häufigsten genutzten ISO-Werte.
Kurz um, dein Foto ist doppelt so schnell Belichtet. Dies erlaubt dir eine kürzere Belichtungszeit.
Falls du mehr Interesse an den Technischen wissen über den ISO hast, schau in Wikipedia
ISO Wert: wie du ihn richtig benutzen kannst
Jetzt weisst du also wofür der ISO gut ist, aber wann du ihn einsetzt noch nicht. Wie auch ich, wirst du am Anfang wahrscheinlich noch in der ISO Automatik Fotografieren.
Im Grunde spricht auch nichts dagegen, aber wenn man versteht was und warum die Automatik da gerade macht, kannst du sie viel besser einsetzen.
ISO Automatik: Vor- und Nachteile
Die ISO Automatik ist dann vorteilhaft, wenn du z.B. ein Fahrrad Rennen fotografieren möchtest und der Himmel leicht bewölkt ist.
Wenn sich dann genau in dem Moment, in dem die Fahrer kommen, eine kleine Wolke vor die Sonne schiebt, ändern sich die Lichtverhältnisse.
Da du die Fahrradfahrer richtig fotografieren willst, brauchst du eine schnelle Verschlusszeit, da sonst durch die Bewegungsunschärfe dein Bild nicht schön wird.
Da du die Verfolger ebenfalls noch erkennbar im Bild haben willst, kannst du die Blende nicht weiter öffnen. Was dir bleibt ist der ISO.
Kein Fahrradfahrer würde aber anhalten damit du schnell den ISO Wert umstellen kannst, wenn auf einmal eine Wolke dir das Bild zu Dunkel macht.
Hierbei hat die Automatik ganz klar die Nase vorn.
Selbst wenn du genau weisst welchen ISO Wert du brauchst, bis du ihn eingestellt hast kann der perfekte Moment schon vorbei oder doch wieder mehr Licht vorhanden sein.
Jetzt fragst du dich bestimmt warum du nicht immer in der ISO Automatik fotografieren solltest, wo sie doch eine so große Erleichterung ist.
Nun, wie allen Kamera Automatiken, interessiert es sie nicht was du abbilden willst. Auch der ISO macht da keine Ausnahme in der Automatik.
Der Belichtungsmesser in jeder Kamera ist auf dein neutrales 18%iges Grau geeicht.
Genau diesen Wert versucht nun deine Kamera zu erreichen, um eine gleichmäßige Verteilung Tonwertstufen im Bild zu erlangen.
Der große Nachteil ist hierbei, das schnell bestimmte Bereiche überbelichtet (ausgebrannt) oder unterbelichtet (abgesoffen) sind.
Was bedeutet das selbst wenn du im RAW fotografiert, bei der Nachbearbeitung nichts in diesen Bereichen zu retten ist. Dort fehlt jede Information.
Gerade dann, wenn du ein bestimmtes Bild im Kopf hast, kann die Automatik dich daran hindern das Licht so einzufangen wie du es dir vorstellst.
Auch verleitet es dich Bilder zu knipsen, anstatt dir zeit zu nehmen und bewusst zu fotografieren.
Genau da beginnt aber der unterschied von Normalen Bildern zu richtigen Hingucker.
Mach einfach ein paar Probebilder bis dir alles gefällt, auch der Umgang mit dem Perfekten ISO Wert muss geübt werden.
Wie stelle ich den ISO richtig ein
Solltest du eine Zauberformel für den richtigen ISO Wert erwarten, muss ich dich leider enttäuschen. Es gibt kein richtig oder Falsch, wenn du kreativ bist.
Es kommt ja auch darauf an unter welchen Lichtverhältnissen du fotografierst. Verschlusszeit und Blende beeinflussen ebenfalls wieviel Licht auf deinem Sensor kommt.
Als Faustregel kannst du folgende ISO Werte nutzen, aber achte trotzdem darauf das dein Foto genau so wird wie du es möchtest.
ISO 100-200 bei Sonnenschein
ISO 400-800 bei bedecktem Himmel oder Abends
ISO >800 Nachts oder in dunklen Innenräumen
Probier es einfach mal aus, indem du deine Kamera auf M stellst.
Gib die Belichtungszeit von 1/100 und Blende 8 vor, den Rest machst du mit dem ISO wert.
Hierbei ist natürlich Voraussetzung, das du eine DSLR oder vergleichbar hast, bei der du den ISO Wert manuell einstellen kannst und am besten hohe Werte nutzen kannst.
Fotografiere am Tag nach draußen auf ISO 100 und dann wieder in deinem Wohnzimmer. Schnell wirst du merken das deine Bilder im Wohnzimmer dunkler sind.
Nun drehst du den ISO schritt für schritt hoch, ohne die anderen Einstellungen zu verändern, bis du das Foto genauso hell hast wie das Bild deines Vorgartens auf ISO 100.
Jetzt solltest du ein perfektes Zusammenspiel von Verschlusszeit, Blende und ISO haben.
Zum üben kannst du die Blende weiter Öffnen oder die Verschlusszeit ändern, um einen niedrigeren ISO Wert zu erreichen.
Da Rauscht doch was!
Es wäre ja auch zu schön um wahr zu sein, wenn man den ISO immer schön hochdrehen kann damit das Bild gut belichtet ist und die Qualität immer gleich bleibt.
Mit höherem ISO Wert nimmt der Kontrast ab und das Bild wirkt mehr und mehr unscharf.
Das Rauschverhalten ist stark abhängig von der Qualität deiner Kamera und der Größe deines Sensors.
Während bei einer Kompaktkamera schon bei einen ISO Wert von 400 nur noch unbrauchbare Bilder entstehen, können bei einer gute Vollformat Kamera noch bei ISO 12500 gute Fotos heraus kommen.
Deine Kamera musst du hier selber Testen, ab welchem ISO Wert sie anfängt zu Rauschen.
Hierfür stellst du sie am besten stabil hin oder auf ein Stativ. Dann machst du, wie im oben beschriebenem Beispiel, mehrere Bilder in denen du den ISO erhöhst.
Um eine gleichbleibende Helligkeit zu erhalten, passt du die Verschlusszeit an.
Begutachtet danach deine Fotos am PC, fange bei den hohen ISO Werten an, meist wirst du schon direkt erkennen welche Bilder nicht mehr gut sind.
Auch die 100% ansicht kann dir hierbei sehr helfen.
Gerade wenn du Einsteiger in die Fotografie bist, gehe ich davon aus, das du auch wenig Erfahrung in der Bildbearbeitung hast und somit auch mit der Rauschentfernung noch nicht gearbeitet hast.
So kannst du dir die beste Qualität raussuchen, ohne dich hinterher unnötig rum zu ärgern.
Sollten deine Bilder bis ISO 800 eine gute Bildqualität haben, kannst du dir dieser Wert merken und alles darüber meiden.
Bei den meisten DSLRs kannst du auch die ISO Automatik bis zu einen bestimmten Wert einstellen.
Damit bist du dann auf der sicheren Seite, solltest du die Automatik benutzen und musst nicht befürchten ein komplett verrauschtes Foto zu bekommen.
Wie finde ich das Rauschen und woher kommt es?
Eigentlich ist in jedem Bild ein Grundrauschen vorhanden.
Bedingt durch die Sensorgröße und einen dementsprechend hohen ISO Wert wird das Rauschen sichtbar.
In gut belichteten Bildbereichen wird man eher selten ein Rauschen feststellen, dafür in den dunkleren stellen umso mehr.
Du kannst es am besten mit einer alten Audio-Kassette vergleichen.
Dort gab es auch immer ein Grundrauschen das zu hören war wenn kein Ton aufgenommen war.
Wenn du diese nun beispielt und zu leise aufgenommen hast, musstest du die Lautstärke erhöhen.
Nun kannst du das Lied zwar wieder hören aber dadurch hat sich auch das Rauschen hörbar verstärkt.
Beim Fotografieren verhält es sich genauso.
Damit dein Bild richtig belichtet wird, erhöhst du den ISO Wert, woduch du die Helligkeit anhebst, aber eben auch das Rauschen in den dunklen Bildelementen.
Wenn du also wissen willst ob dein Foto anfängt zu Raschen, betrachte nicht die gut belichteten bereiche, sonder knüpfe dir die Schatten vor.
Farb- und Helligkeitsrauschen wirst du dort am ehesten finden.
Tu dir aber selber einen gefallen und treibe deine suche nach dem Dunkelrauschen nicht auf die Spitze.
Meistens wird das was du in der 100% Ansicht findest, in der Gesamtansicht gar nicht mehr auffallen.
Kreativ mit dem ISO fotografieren
Wahrscheinlich denkst du jetzt an Abstrakte Kunst, in der du nur einen merkwürdig zusammengebauten Müllhaufen siehst.
Auch wenn du nun weisst das ein zu hoher ISO Wert dein Bild ruinieren kann.
Er ermöglicht es dir trotzdem, dein Foto des Fahrradfahrers zu machen, ohne das du die Blende oder Verschlusszeit ändern musst.
Wie hoch dein ISO maximal sein darf hast du ja nun festgestellt. Versuche trotzdem immer den ISO wert so niedrig zu halten wie es die Situation zulässt.
Trotzdem solltest du aber die hohen ISO Werte nicht meiden. Ein verrauschtes Bild ist immer noch besser als gar kein Bild.
Vorallem als Einsteiger in der Fotografie musst du auch viel Praxis Erfahrung sammeln.
Solange du bis auf das Rauschen zufrieden bist, kannst du nach einer Lösung suchen.
Mit einem Stativ hast du die Möglichkeit, bei schlechtem bis gar keinem Licht, die Verschlusszeit so zu erhöhen, das du mit dem ISO Wert wieder runter kannst.
Auch wenn du es kaum glaubst, in der Schwarz Weiss Fotografie wird sogar oft ein Rauschen als Stilmittel hinzugefügt.
Warum?
Man versucht damit die Analoge Körnung nach zu empfinden.
Diese hat zwar nichts mit dem digitalen Rauschen zu tun, sehen jedoch ziemlich ähnlich aus.
Mit höherem ISO Wert wurde auch damals die Körnung größer und sichtbarer.
Dies ist durch die Technik in der Zeit bedingt und wirkt heute auf uns immer noch faszinierend.
Du kannst also aus einem verrauschten Bild immer noch versuchen, ein Schwarz Weiss Foto zu erstellen.
Dies dient natürlich nur zu Übungszwecken, denn auch ein Schwarz Weiss Bild sollte gut überlegt sein.
Da die Farben fehlen, musst du mit Graustufen arbeiten.
Gerade harte Kanten und klare Strukturen machen so ein Foto erst richtig interessant.
Ebenfalls solltest du auch hier besser mit einem niedrigem ISO Wert fotografieren, um dir später mehr Möglichkeiten offen zu halten.
Schlusswort
Jetzt weisst du also, das du immer mit einem möglichst niedrigem ISO Wert fotografieren solltest.
Doch auch wie du ihn richtig Einstellst, wenn du nicht ändern kannst.
Egal ob du am Anfang noch etwas überfordert bist und lieber die ISO Automatik weiter benutzt.
Wichtig ist allein, das du verstanden hast was deine Kamera da gerade macht und ab wann du eingreifen solltest.
Ich hoffe das dir dieser Beitrag weitergeholfen hat und dir vielleicht auch neue Möglichkeiten geben konnte dein Traum Foto zu machen.
Wenn du noch weitere Fragen hast oder deine Erfahrungen mit dem ISO mitteilen möchtest, hinterlasse ein Kommentar. Darüber würde ich mich sehr freuen 🙂