Ein Portrait-Fotograf will meistens wenig Tiefenschärfe, ein Macro-Fotograf muss viele Bilder machen um sein Foto scharf zu bekommen und ein Landschaftsfotograf?
In der Landschaftsfotografie möchtest du möglichst alles Scharf haben. Es gibt zwar ausnahmen aber meistens sollte die Tiefenschärfe so groß wie möglich sein.
Dies erreichst du über die Blende, welche das ist erfährst du hier.
Was bewirkt die Blende in der Landschaftsfotografie?
Die Blende wird im Bruch ( 1:2,8 ) oder in f-Stop ( f 2,8 ) angegeben. Je größer die Zahl ist, um so geschlossener ist die Blende.
f 2,8 ist demnach größer als Blende f 8. Was gerade am Anfang verwirrend sein kann.
Wenn du aber verstehst das eine Blende von f 2 den halben Durchmesser hat wie die Brennweite,
50mm Brennweite = f 2 – 25mm Blendenöffnung
Somit 2 mal dort rein passt und Blende 8 würde dementsprechend kleiner sein, da sie 8 mal so klein ist wie die Brennweite. Wirst du schnell den Sinn dahinter verstehen.
Mit der Blende steuerst du nicht nur die Helligkeit deiner Bilder, durch Öffnen oder Schliessen.
Sondern du Regelst mit ihr auch die Schärfentiefe deiner Fotos.
Mit einer offenen Blende hast du eine sehr geringe Schärfentiefe, um so weiter du sie schliesst, um so größer wird der Bereich der Schärfe.
Das liegt daran, dass die Lichtstrahlen die in dein Objektiv kommen, mit einer Geschlosseneren Blende mehr gebündelt werden.
Jemand der Objektive baut oder Testet, würde dir bestimmt dazu etwas genaueres erklären können. Aber in den seltensten fällen musst du dich am Anfang mit den genauen Aufbau eines Objektivs beschäftigen.
Eine Sache ist allerdings sehr wichtig zu wissen: Blende ganz zu, und das Foto wird super Scharf, ist leider falsch!
Den je weiter du die Blende Schliesst, um so mehr Bündelst du die Lichtstrahlen, bis ab einen bestimmten Punkt die sogenannte Beugungsunschärfe beginnt.
Diese ist zwar immer vorhanden, jedoch wirkt sie sich stärker bei einer Geschlossenen Blende aus. Auf Wikipedia findest du die genau Erklärung.
Als Beugungsunschärfe bezeichnet man die Schärfeminderung optischer Abbildungen durch Beugung von Licht an Blenden von Fotografie-, Teleskop- und Mikroskop-Objektiven.
Für mich und Dich, als Fotografen ist vor allem wichtig zu wissen, das zwar die Tiefenschärfe bei weit geschlossener Blende steigt, aber die allgemeine Schärfe nachlässt.
Leider nützt es nichts, die Blende weiter zu Öffnen. Denn dann beginnt die Aberrationsunschärfen. Dabei kann es sogar zu richtigen Farbverschiebungen kommen, den Chromatische Aberration.
Außerdem sinkt ja auch der Tiefenschärfe Bereich.
Wie bekommst du nun ein Bild mit der besten Schärfeleistung deines Objektivs hin und hast trotzdem die größte Schärfentiefe?
Wie gut kennst du dein Objektiv?
Ein Fotograf muss sich Blind auf seine Ausrüstung verlassen können. Das geht aber nur wenn er sie auch kennt.
Das Objektiv ist das eigentliche Herzstück und nicht deine Kamera. Denn es ist zu 99% für den Bildlook und die Qualität deiner Bilder verantwortlich.
Zu wissen wo die beste Leistung erzielt wird und ab wann du an die Grenzen kommst, ist daher ausschlaggebend für deine Fotos.
Denn selten erzielt dein Objektiv bei ganz geöffneter oder geschlossenen Blende seine maximale Abbildungsleistung.
Du musst also den besten Kompromiss für dein Objektiv finden zwischen Aberrationsunschärfen (Offenblendig) und Beugungsunschärfe (Geschlossene Blende) finden.
Dieser sogenannte „SWEET POINT“ liegt bei jedem Objektiv etwas woanders. Bei Zoom Objektiven sogar bei jeder Brennweite.
Es ist natürlich auch eine Preisfrage, denn es gibt auch Objektive die schon bei ihrer offensten Anfangsblende ihre maximale Schärfe erreichen.
Der Nachteil ist, das sie dafür viel früher mit der Beugungsunschärfe Probleme haben.
In der Regel sagt man, das du 1-2 Blendstufen schliessen solltest. Das heisst von zum Beispiel Blende f 2,8 auf Blende f 5,6
Was bedeutet das du bei einigen Zoom Objektiven, die am Längsten Ende, bei Blende f 5,6 anfangen, bis auf Blende f 11 schliessen müsstest.
Da dies schon eine sehr geschlossene Blende ist, kann es durchaus sein, das du bei wenig Licht Probleme bekommen kannst und einen höheren ISO nehmen musst.
Wie findest du also den besten Schärfe Bereich an deinem Objektiv?
Da gibt es einige Methoden, das Prinzip ist aber jedesmal gleich.
Gehe an einen Bewölkten Tag, damit das Licht gleichmäßig bleibt raus. Suche dir eine Struktureiche und ebene Wand oder vergleichbar aus.
Am besten haben sich bei mir Backstein Wände erwiesen, da sie auch bei Weitwinkel immer noch das komplette Bild ausfüllen.
Wichtig ist nun das du eine Kamera auf ein Stativ genau plan zur Wand ausrichtest. Sprich, die Wand und dein Sensor müssen parallel zueinander stehen, um alles in einer Schärfenebene zu haben.
Je nach Objektiv musst du auch auf den Mindestabstand zum fokussieren achten.
Hast du das alles gemacht, geht es nun darum, für jede Blende ein Bild zu machen. Benutze zum fokussieren den Kontrast-Autofokus, der ist zwar langsamer, dafür aber genauer.
Wie du diesen nutzen kannst, findest du in deinem Handbuch. Bei den meisten Spiegel Reflex Kameras ist er nur im LiveView aktiv.
Um die Bilder hinterher richtig zu beurteilen musst du den ISO fest auf die niedrigste Stufe stellen und in der Zeitautomatik Fotografieren.
So bleiben alle Bilder gleich hell und das ISO Rauschen verfälscht nicht die Qualität.
Damit deine Bilder nicht verwackeln, solltest du auf jedenfall einen Fernauslöser benutzen oder den Selbstauslöser auf 10s stellen.
Nun geht es daran, die Bilder und ihre Schärfe zu beurteilen. Für ungeübte Augen kann es durchaus etwas anstrengend sein und du solltest dir einige Pausen beim betrachten gönnen, um die Schärfe in den Bilder richtig einschätzen zu können.
Wenn du in der 100% ansicht die Bilder anschaust, fange am besten vom Rand an. Die wird immer der Kritischste teil deiner Bilder sein. Zur Mitte hin wird dein Foto immer schärfer.
Solltest du die Bilder in Drittelstufen gemacht haben, schaue dir zuerst jedes Dritte Bild an. Wenn du dann einen Blendenbereich hast (f 5,6- f 8) kannst du deine suche verfeinern bis du das oder die Bilder hast, die für dich am Schärfsten sind.
Am besten schreibst du dir genau auf, welche Blende die beste ist und nimmst diesen Zettel solange beim fotografieren mit, bis du diesen Zettel auswendig kannst.
Bei einem Zoom Objektiv kommen durchaus einige Fotos zusammen und Stundenlang die gleichen Bilder zu betrachten will ich dir auch nicht zumuten.
Wenn du jeden Tag eine Brennweite kontrollierst, dauert es zwar etwas länger, dafür bist du aber am Ende sicherer das deine Augen nicht zu müde waren und dir keinen Streich gespielt haben.
Jetzt hast du die Optimale Schärfe deines Objektivs, aber ist das die beste Blende für deine Landschaftsfotos?
Die optimale Schärfe
Nun kommen wir mit dem Wissen der besten Blende des Objektivs zur richtigen Schärfentiefe. Den nur so wirst du die Optimale Schärfe in dein Foto bekommen.
Der Hyperfocal Punkt ist sehr hilfreich und erlaubt es dir die maximale Schärfe herauszufinden. Es gibt einige Hyperfocal Rechner Apps wie Photopills, die dir helfen diesen Punkt zu finden.
Sagen wir du stehst an einem See in den Bergen, im Wasser ragt ein Stein raus. Dein Vordergrund, die Berge Spiegeln sich im Wasser, diese sind aber auch gleichzeitig dein Hintergrund.
In den meisten Fällen liegt der Hyperfocal Punkt nicht da wo dein Motiv ist, sondern versetzt.
Nehmen wir an dein Motiv ist 2m weit weg, dann kann es durchaus sein das der Hyperfocal Punkt irgendwo bei 1,5m liegt.
Jetzt willst du alles von vorne bis hinten scharf abbilden. Dann trägst du deine Kamera und deine Brennweite ein und die Entfernung zu diesem Stein. Du gehst nun die Blenden durch bis du die Schärfentiefe hast, die du benötigst.
Als Beispiel:
Canon 6d auf 16mm und der Stein ist 2m entfernt. Dann wäre ich mit einer Blende f 4,5 schon im größten Schärfentiefen Bereich.
Da ich wie du meine Ideale Blende herausgefunden habe, weiss ich, das es die beste Schärfeleistung bei Blende f 5,6 liegt. Die Schärfentiefe nimmt mit geschlossener Blende zu und so würde auch nichts dagegen sprechen, eine geschlossenere zu nehmen.
Du musst jetzt nicht mit einem Entfernungsmesser oder Zollstock immer genau ausmessen wie weit etwas weg ist. Es reicht vollkommen, den Abstand grob einzuschätzen.
Aus dem Grund nutze ich den Hyperfocal Punkt auch nur zur Einschätzung, wenn mein Motiv sehr nah sein sollte.
In diesem Beispiel wäre also die Optimale Schärfe bei Blende f5,6 mit meinem Objektiv gewesen. Es ist durchaus wahrscheinlich, das es bei dir anders aussehen kann. Denn es kommt auch ganz stark auf deine Ausrüstung an.
Bei meinem Canon EF 16-35mm 1:4 L IS verlasse im mich schon blind auf die Abbildungsleistung.
Schlusswort
Selten gibt es nur diese eine Blende für die Landschaftsfotografie. Es ist immer stark abhängig von deinem Objektiv und von der Situation, welche die Ideale Blende ist.
Wenn du die Milchstrasse fotografieren willst, brauchst du eine Offene Blende um den ISO unten zu halten und am Tag kann es durchaus mal vorkommen das du deine Blende weiter schliessen musst.
Du darfst auch nicht vergessen das die Blende durchaus ein Stilmittel ist, einen Sonnenstern wirst du erst bei Blende f 13 oder hoher erzeugen können.
Solltest du noch Fragen haben hinterlasse mir diese doch in einem Kommentar. Natürlich auch wenn du keine Fragen hast 🙂